Sebastian Weingarten erhält den Goldenen Volltreffer 2023

Es war ein Fest. Es war ein großes, fröhliches Fest. Es war die Verleihung des Goldenen Volltreffers der Stuttgarter Prominenten-Kicker an Sebastian Weingarten, dem langjährigen Intendanten des Renitenz-Theaters, das, wie der Name schon sagt, für seine Bockigkeit, seinen Eigensinn, seine Widerborstigkeit bekannt ist. Voll besetzt war der große Sitzungssaal des Rathauses. Viele Prokis waren gekommen und viele Fans und Freunde des Preisträgers.

Sie alle begrüßte unser Präsident Dr. H.U. Jelitto, der dann seinen Verein vorstellte und die Voraussetzungen für den Erhalt des Goldenen Volltreffers darlegte „Mit herausragenden Leistungen, die die Stadt lebendiger und lebenswerter machen, muss sich der Preisträger oder die Preisträgerin um Stuttgart verdient gemacht haben", erläuterte Jelitto und stellte gleichzeitig fest: „In diesem Sinne hat sich Sebastian Weingarten geradezu von selbst aufgestellt."

Sehr persönlich war die Laudatio unseres Ersten Bürgermeisters Dr. Fabian Mayer: „Die Stellenausschreibung vor 20 Jahren zum Intendanten des Renitenz-Theaters hat punktgenau auf Sebastian Weingarten gepasst. "Seitdem hat er im Kabarett im Renitenz gelebt und war bis zu seiner Pensionierung 2023 immer ein aufmerksamer, freundlicher Gastgeber." Doch zuerst wollte der 1957 in Hennef geborene Weingarten eigentlich Beamter werden. Er studierte ab 1974 für drei Jahre an der Fachhochschule für Kommunalverwaltung in Köln. Als er aber in Saint Tropez, heute noch so etwas wie seine zweite Heimat, den Gründer und Intendanten des Renitenz-Theaters, Gerhard Woyda, kennenlernte, entschied er sich wohl anders. Einen Besuch in Stuttgart machte er erstmals 1976 und hier begann er 1978 eine Schauspielausbildung, die er 1982 mit der Bühnenreife abschloss. Es folgten regelmäßige Auftritte in Stuttgart, darunter auch im Renitenz-Theater. Von 1987 bis 1989 reiste er für einen Studienaufenthalt nach New York, um danach als freier Schauspieler in Berlin, Stuttgart, Bonn, Wien und Klagenfurt aufzutreten. Die weiterhin enge Verbindung zu Gerhard Woyda führte 1994 zum Angebot, dessen Stellvertreter im Renitenz-Theater zu werden.

Sebastian Weingarten (links) mit Bernd Kohlhepp,dem Kabarettisten-Vollprofi, bei der Preisverleihung
Gruppenbild mit bisherigen Preisträgern des Goldenen Volltreffers
Unser Präsident Hans-Ulrich Jelitto überreicht den Goldenen Volltreffer an Sebastian Weingarten

Dieses Angebot nahm der vielseitig begabte Weingarten an, um dann 2004 das dortige Ruder als Intendant ganz zu übernehmen. Sein ausgezeichnetes Gespür für Kabarett und Theater machte das Renitenz über Stuttgart hinaus berühmt. Fabian Mayer bemerkte dazu: Er machte das Renitenztheater zu einem umtriebigen Ort, in dem auch der Nachwuchs eine Chance und eine Plattform bekam.* Und er schloss seine Laudatio mit den Worten, mit denen Sebastian Weingarten schon bei seiner Verabschiedung vom Renitenztheater bedacht worden war: „Bleiben Sie Stuttgart gewogen, ohne Weingarten wäre Stuttgart Reutlingen. Nachdem ihm unser Präsident den Goldenen Volltreffer überreicht hatte, nahm Weingarten dieses Wort wieder auf und bekundete: Ja, ich werde Stuttgart treu bleiben, "Stuttgart ist mein Zuhause."

Mit besten Späßen hatte sich schon vorher der Mundartdichter, Autor und Kabarettist Bernd Kohlhepp das Publikum unterhalten. Als ganz in grün gekleideter Herr Hämmerle interviewte er dann den Preisträger und beide hatten dabei die Lacher auf ihrer Seite. Doch man erlebte auch den nachdenklichen Sebastian Weingarten und den nachdenklichen Herr Hämmerle. So gestand der Preisträger, dass die Begegnung mit Gerhard Woyda wohl die wichtigste seines Lebens gewesen sei und auf die Frage, was er einst am Himmelstor als Grund für einen berechtigten Anlass geben könnte, meinte er: „Die Liebe zu Menschen, die Liebe zum Leben, die Freude." Er selbst bezeichnete sich als „reingeschmeckter Schwabe" und auf dem Fußballplatz würde er nur als Stürmer auflaufen. Das glaubte man dem immer vorwärts strebenden Weingarten gerne, der Beifall war ihm sicher. Und der Beifall steigerte sich, als er mitteilte, könnte er es, das Wort Krieg würde er sofort aus dem Sprachschatz streichen. Stuttgart selbst wünsche er eine bunte Vielfalt ohne Gefahr von rechts und ohne Angriffe auf die Demokratie.

Dann war der offizielle Teil der Preisverleihung zu Ende und beim anschließenden Stehempfang waren sich alle einig, ein großer Künstler, ein aufrichtiger, aufrechter, liebenswerter Mensch hat den Goldenen Volltreffer erhalten, einer der sich wahrlich um Stuttgart verdient gemacht hat. Lange wird uns diese humorvolle, fröhliche und doch auch nachdenkliche Ehrung in Erinnerung bleiben.